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Anja Dott

* 1964 IN KOBLENZ
Anja Dott 1972 zusammen mit einer Cousine im Garten der Großmutter in Koblenz-Bubenheim. Den Teddybären „Susi“ nimmt sie ein Jahr später mit in die DDR.
Anja Dott 1972 zusammen mit einer Cousine im Garten der Großmutter in Koblenz-Bubenheim. Den Teddybären „Susi“ nimmt sie ein Jahr später mit in die DDR.

Neun Monate im Aufnahmeheim

Anja Dott verbringt 1973 neun einsame Monate im Aufnahmeheim Barby bei Magdeburg. Sie ist damals neun Jahre alt. Das Heimgelände ist umzäunt und bewacht, Anja darf nicht zur Schule gehen. Andere Kinder gibt es hier nicht. Ihr Vater, der sie hierher gebracht hat, muss als Heizer arbeiten. Ab und zu unterhalten sich Mitarbeiterinnen des Heims mit dem Kind. „Ich war froh, dass überhaupt mal jemand mit mir sprach“, erinnert sie sich.

Ich war froh, dass überhaupt mal jemand mit mir sprach.

Anjas Vater ist Mitglied der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP). Er studiert 1971 in der DDR und verliebt sich hier neu. In die Bundesrepublik geht er nur zurück, um sich von seiner Frau scheiden zu lassen und Anja abzuholen. Erst nach monatelangen Verhören werden Vater und Tochter eingebürgert. Manfred Dott heiratet und zieht mit Anja und seiner neuen Frau nach Halberstadt. Nach den langen Monaten in Barby ist Manfred Dott vollkommen desillusioniert. Später stellt die Familie mehrere Ausreiseanträge, die alle abgelehnt werden. Über Anja Dott, „die aus dem Westen“, wird an der Schule getuschelt. Sie bekommt gute Noten, studiert Chemie, zieht bald nach dem Mauerfall zurück in die Bundesrepublik und lebt heute mit ihrer Familie am Rhein.