Karin Balzer
* 1938 IN MAGDEBURG
ZUR RÜCKKEHR GENÖTIGT
Am 21. Juli 1958 verlässt die Hürdensprinterin Karin Richert gemeinsam mit ihrem Trainer Karl-Heinz Balzer die DDR in Richtung Ludwigshafen. Beide wollen den sportlichen und privaten Gängeleien in der DDR entgehen: Eine freie Wahl des Sportklubs ist im Staatssport nicht möglich, außerdem wird ihr Liebesverhältnis als unmoralisch abgelehnt. Nach der Flucht über West-Berlin finden beide schnell Arbeit und eine neue sportliche Heimat.
Nach der Wende habe ich natürlich auch meine Stasiakte öffnen lassen. Und war doch ganz schön entsetzt, dass so viele IM auf mich angesetzt waren, unvorstellbar.
Doch die DDR-Sportführung will den „Verrat“ nicht dulden: Die Staatssicherheit sucht die Geflüchtete in Begleitung ihres Vaters auf, um sie zur Rückkehr zu drängen. Eine solche „Rückführung“, bei der die Eltern genötigt werden, ihre Kinder im Westen „abzuholen“, ist eine typische Reaktion des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) auf die Flucht junger Athleten. Nach zwei Monaten und mehreren „Besuchen“ durch die Stasi gibt das Paar auf.
Zurückgekehrt werden sie von der Propaganda als reuige Sünder präsentiert. Karin Balzer – seit 1961 mit ihrem Trainer verheiratet – gelingt eine glanzvolle Karriere. Sie steigt zum populären Idol der „Sportnation“ DDR auf. Erst nach 1989 erfährt sie, dass sie bis zum Mauerfall vom MfS überwacht wurde.