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Arnold A. Schölzel

* 1947 IN BREMEN
Arnold Schölzel in der Zeit seiner Übersiedlung, 1967. Die MfS-Vernehmer sind erstaunt, wie bereitwillig er die Überprüfungsprozeduren akzeptiert und wie glücklich Schölzel ist, in die DDR einreisen zu dürfen.
Arnold Schölzel in der Zeit seiner Übersiedlung, 1967. Die MfS-Vernehmer sind erstaunt, wie bereitwillig er die Überprüfungsprozeduren akzeptiert und wie glücklich Schölzel ist, in die DDR einreisen zu dürfen.

DIE DDR ALS POLITISCHES IDEAL

Nach dem Abitur möchte Arnold Schölzel studieren und Journalist werden, verpflichtet sich jedoch aus finanziellen Gründen zum Dienst in der Bundeswehr. Die in seinen Augen zunehmende Militarisierung der Bundesrepublik und der raue und nationalistische Ton in der Bundeswehr missfallen dem SPD-Mitglied. Die Bildung der großen Koalition zwischen SPD und CDU bringt das Fass schließlich zum Überlaufen: Schölzel desertiert und siedelt 1967, am Jahrestag des Mauerbaus, in die DDR über.

Nach einem zweimonatigen Aufenthalt in den Aufnahmeheimen Pritzier und Berlin-Blankenfelde bekommt Schölzel die DDR-Staatsbürgerschaft. Er arbeitet zunächst als Hilfsarbeiter in Leipzig. Weil sein bundesdeutscher Abschluss in der DDR nicht anerkannt wird, wiederholt er sein Abitur. Zwar darf Schölzel nicht Journalist werden, wird jedoch an der Humboldt-Universität zu Berlin zum Philosophie-Studium zugelassen. Hier erhält er 1974 sein Diplom und schließt 1982 seine Promotion ab. Bis 1994, als er wegen seiner Tätigkeit als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) für das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) entlassen wird, arbeitet er an der Universität als wissenschaftlicher Assistent am Bereich Geschichte der Philosophie.

Meine Solidarität mit der DDR war sehr stark, sehr ausgeprägt, sehr groß. (...) Die Basis der Beziehung zum MfS war meine entschiedene Zustimmung zur DDR.

Vom Zeitpunkt seiner Anwerbung 1971 bis zum Ende der DDR berichtet Schölzel dem MfS fleißig und voll politischer Überzeugung über Freunde und Kollegen. Er wird 1997 Feuilletonredakteur der Berliner Tageszeitung Junge Welt und übernimmt drei Jahre später die Chefredaktion. Im August 2016 geht er in Rente.

BIS HEUTE EIN IM AUS ÜBERZEUGUNG

Im Mai 1975 gründet sich an der Humboldt-Universität eine konspirative Gruppe von Philosophiestudenten. Ihr Ziel ist es, den Realsozialismus von Grund auf zu reformieren, um die DDR zu demokratisieren. Neben Klaus Wolfram, dem Kopf der Gruppe, gehören ihr Sebastian Kleinschmidt, Dieter Krause, Jan Lautenbach, Wolfgang Nitsche und Wolfgang Templin an. Arnold Schölzel gerät zufällig in Kontakt mit der Gruppe und wird vom MfS beauftragt, sie zu überwachen. Für den Operativen Vorgang „Kreis“ schreibt er als IM André Holzer akribisch über 1.000 Berichte. Die Gruppe wird 1977 zerschlagen. Das MfS befürchtet, dass ihre Pläne in der Bundesrepublik bekannt werden. Einige der Gruppenmitglieder verlieren ihre Arbeit oder erhalten Berufsverbot. 2006 wird Schölzel von der Filmemacherin Inga Wolfram – damals mit Klaus Wolfram verheiratet – interviewt. Auf ihre Frage: „Arnold, warum hast du uns verraten?“, antwortet Schölzel: „Ihr habt 17 Millionen verraten!“