Hans Wax
* 1927 IN BEAUMARAIS †1984 IN BERLIN
GENIALER TÜFTLER UND MANN FÜRS GROBE
Den Umgang mit Automobilen lernt Hans Wax in der Motorenschule der Reichsjugendführung, den mit Sprengstoffen beim Panzerjagdkommando und bei der SS. Nach Kriegsende landet er wegen Einbrüchen und Schwarzmarktgeschäften im Gefängnis. Nach seiner Entlassung betreibt er eine Kfz-Werkstatt in den Kant-Garagen in West-Berlin. Seit 1954 ist er Geheimer Mitarbeiter (GM) „Donner“ der Hauptabteilung II (Spionageabwehr) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS).
Meine Devise: Lieber 100% Sprengstoff mehr als zu wenig.
Entführungen und Sprengstoffanschläge sind Wax‘ Spezialität. 1955 kidnappt er den dänischen Agenten Werner Rieker, der in der DDR zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt wird. 1958 sprengt er einen von russischen Emigranten betriebenen Radiosender in Sprendlingen (Rheinland-Pfalz). Zwei Jahre zuvor ist er an dem großen Agentencoup beteiligt, der den historischen Hintergrund für den erfolgreichen DEFA-Film „For Eyes Only“ bildet: Er schafft zwei Tresore des amerikanischen Militärgeheimdienstes aus Würzburg mit dem Auto in die DDR.
DER DDR-UNTERNEHMER
Kurz vor dem Mauerbau beschließt die Stasi Wax „aus Sicherheitsgründen“ in die DDR umzusiedeln. In Berlin-Biesdorf gründet er 1961 mit finanzieller Hilfe des MfS ein Unternehmen. Er präpariert nicht nur Autos für die Staatssicherheit, sondern entwickelt mit großem Elan und Talent Produkte aus Kunststoffen, zum Beispiel Boote. Außerdem handelt er mit Waren aus dem Westen, die in der DDR heiß begehrt und rar sind.
Seinen bis zu 70 Mitarbeitern zahlt er überdurchschnittliche Löhne und Prämien. Negative Bilanzen im Betrieb gleicht das MfS aus, aber Wax passt nicht „in das sozialistische Wirtschaftsgefüge“. 1970 wird seine Firma Volkseigentum. Wax bleibt nur kurz deren technischer Leiter.
1972 schmuggelt Wax einen Computer in die DDR, auf dem angeblich Daten des israelischen Geheimdienstes gespeichert sind. Er will dafür Geld und Anerkennung. Stattdessen landet er für beinahe zwei Jahre im Gefängnis und in der Psychiatrie – der Vorwurf: „Geheimnisverrat und Betrug zum Nachteil sozialistischen Eigentums.“ Er erkrankt schwer und wird vom MfS observiert.
1976 baut er noch einmal einen kleinen Betrieb in Tornow auf, in dem er Bootsreparaturen ausführt, aber auch Radarschirme herstellt. Seine Steuern zahlt er unregelmäßig und fordert Unterstützung des MfS, von dem er bereits monatlich eine Ehrenrente bezieht. Gern hätte Wax weitere Sabotageaufträge ausgeführt, zumindest aber Produkte für die Armee oder das MfS entwickelt. „Er fühlt sich als Genie der Plasteverarbeitung verkannt“, schreibt ein MfS-Major, drohe gar mit einem Antrag auf Ausreise. Doch das MfS hat keine Verwendung mehr für ihn. Sein Betrieb wird 1983 liquidiert.