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Heinz-Georg Sender

* 1937 IN LÜRSCHAU (KREIS SCHLESWIG) †1977 IN DER OSTSEE
Als Ausbilder einer Fernmeldekompanie der Bundeswehr beschafft Heinz-Georg Sender für das MfS wichtige Informationen. Nach seiner Ankunft in der DDR machen ihn seine Funkerkenntnisse aber auch verdächtig, dass er als Doppelagent für den Westen arbeiten könnte.
Als Ausbilder einer Fernmeldekompanie der Bundeswehr beschafft Heinz-Georg Sender für das MfS wichtige Informationen. Nach seiner Ankunft in der DDR machen ihn seine Funkerkenntnisse aber auch verdächtig, dass er als Doppelagent für den Westen arbeiten könnte.

EINE ENTSCHEIDUNG MIT TÖDLICHEM AUSGANG

Heinz-Georg Sender ist Unteroffizier der Bundeswehr in Flensburg und wegen eines PKW-Unfalls verschuldet. Anfang 1961 bietet er sich dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) gegen Bezahlung als Informant an. Dem MfS teilt er außerdem mit, er habe „im vollen Umfange die Haltlosigkeit des dortigen Systems“ erkannt. Er verrät Codeverschlüsselungen, die ihm als Funker bekannt sind.

Als seine Kontakte in den Osten aufzufliegen drohen, entschließt er sich zur Übersiedlung in die DDR. Am 19. Februar 1961 passiert er mit seiner Verlobten Ulla die Grenze. Beide durchlaufen das Aufnahmeheim Pritzier. In Schwerin angekommen heiratet das Paar im April 1961. Sender arbeitet als Elektromechaniker, seine Frau ist Kindergärtnerin. Sie bekommen drei Kinder. Nach dem Mauerbau im August 1961 ist es zunächst das Heimweh, das Sender seit 1963 mehrere Anträge auf Ausreise in die Bundesrepublik stellen lässt. Ab 1975 verweist er in seinen Gesuchen auf die Schlussakte von Helsinki, mit deren Unterzeichnung die DDR die Achtung der Menschenrechte zusichert.

Er hat gar nicht gewusst, mit wem er sich da einlässt.

Immer heftiger äußert er gegenüber den Behörden seine Missbilligung der SED-Diktatur, die ihn seiner Freiheitsrechte beraubt. Als die endgültige Ablehnung der Ausreiseanträge erfolgt und die Einheit der Familie massiv bedroht wird, beschließt das Ehepaar zu fliehen. Am 8. März 1977 versucht die Familie in zwei Faltbooten über die Ostsee nach Dänemark zu gelangen. Heinz- Georg Sender und die beiden Töchter kentern und sterben im eiskalten Wasser. Ulla Sender und Sohn Christoph werden von einer dänischen Fähre gerettet.

AUS VORZEIGEBÜRGERN WERDEN STAATSFEINDE

Familie Sender dient der DDR-Propaganda zunächst als Beispiel einer gelungenen Ankunft im „besseren Deutschland“. Heinz- Georg Sender ist Geheimer Informant der Stasi. Die Beziehung zum MfS schwankt allerdings seit seiner Ankunft in der DDR zwischen äußerlicher Anpassung und zunehmender Ablehnung. Einige Jahre geht er ohne großen Einsatz seiner Tätigkeit als Zuträger nach. Er berichtet über ehemalige Bundeswehrangehörige und Kollegen.

Den MfS-Mitarbeitern bleibt Sender ein Rätsel, sie charakterisieren ihn als „verschlagen“. Seinem Wunsch nach einer Tätigkeit als Agent in Westdeutschland wird nicht stattgegeben. Sender kritisiert offen die Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 durch sowjetische Truppen und bricht 1969 die Zusammenarbeit mit dem MfS ab. Der Ton, in dem Sender seine Ausreiseersuchen verfasst, wird schärfer. 1976 verliert Ulla Sender „aufgrund ihrer Haltung“ ihre Arbeit als Erzieherin. Kurz vor der Flucht drohen die Behörden damit, Ulla und Heinz-Georg Sender zu verhaften und die Kinder in Heime einzuweisen.