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JOHANNA OLBRICH ALIAS SONJA LÜNEBURG

* 1926 IN LAUBAN † 2004 IN BERNAU BEI BERLIN

„ADIEU, KUNDSCHAFTERLEBEN IN DER BUNDESREPUBLIK“

Im Juli 1985 vergisst Johanna Olbrich in Rom ihre Reisetasche in einem Taxi. In der Tasche befinden sich „neben meiner Kleidung und den gefälschten Reisepapieren 5.000 D-Mark. Vermutlich interessierte sich der Taxifahrer nur fürs Geld, aber konnte ich da sicher sein?“

Mit dem Verlust der Papiere endet ihre Agententätigkeit in Bonn – und ihre Identität als Sonja Lüneburg. Die Sekretärin der FDP-Politiker William Borm, Karl-Hermann Flach und schließlich Martin Bangemann liefert von 1969 bis 1985 Dokumente und Berichte aus der FDP-Parteizentrale, dem Bundestag, dem Bundeswirtschaftsministerium und dem Europaparlament an die Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Die HVA hatte sie 1967 mit falschen West- Berliner Papieren der in der DDR in einer Psychiatrie untergebrachten Sonja Lüneburg eingeschleust.

Ich beging einen saudummen Fehler, der in diesem Geschäft tödlich ist.

Die falsche Sonja Lüneburg wird nach dem Verlust der Tasche in die DDR zurückbeordert. Von einem Schleuser über die Trave gerudert, lebt sie zunächst in einem konspirativen Haus des MfS in Berlin-Weißensee. In Bonn wird unterdessen ihre Wohnung durchsucht, Kollegen und Bekannte befragt. Sie bleibt bis 1991 verschwunden, denn Sonja wird wieder Johanna Olbrich. Sie bewohnt als Rentnerin eine Plattenbauwohnung in Bernau bei Berlin. Bis sie enttarnt und zu einer Freiheitsstrafe verurteilt wird, glaubt ihre Familie, dass sie für die Botschaft der DDR in Japan und Korea gearbeitet hat.