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Ministerium für Staatssicherheit

Dienstgebäude des MfS im Zentralen Aufnahmeheim (ZAH) Röntgental um 1989. Dem MfS obliegt die letzte Entscheidung bei der Frage, ob Einreisewillige in der DDR aufgenommen oder zurückgewiesen werden. In den späten 1980er Jahren ist der Leiter des ZAH, Roland Stegbauer, zugleich ein verdeckt arbeitender Hauptamtlicher Mitarbeiter der Stasi.
Dienstgebäude des MfS im Zentralen Aufnahmeheim (ZAH) Röntgental um 1989. Dem MfS obliegt die letzte Entscheidung bei der Frage, ob Einreisewillige in der DDR aufgenommen oder zurückgewiesen werden. In den späten 1980er Jahren ist der Leiter des ZAH, Roland Stegbauer, zugleich ein verdeckt arbeitender Hauptamtlicher Mitarbeiter der Stasi.

RÜCK- UND ZUWANDERER IM VISIER DES MfS

Die Rück- und Zuwanderer aus der Bundesrepublik stehen unter besonderer Beobachtung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Der Geheimdienst versteht sich als „Schild und Schwert der Partei“ und begegnet den Menschen aus dem kapitalistischen Westdeutschland mit Misstrauen. Die Stasi fürchtet vor allem das Einschleusen von westlichen Spionen. Aber auch politische Gegner und „asoziale und kriminelle Elemente“ sollen nicht in die DDR gelangen. Bereits in den 1950er Jahren drängt das MfS darauf, die Ankömmlinge stärker zu überwachen. In den Aufnahmeheimen verhören Stasi-Mitarbeiter zusammen mit der Volkspolizei die Insassen. Sie wollen die Motive für die Übersiedlung herausfinden und Widersprüche aufdecken, um erwünschte von unerwünschten Übersiedlern zu unterscheiden. Zur Gesinnungskontrolle tragen nicht nur die Polizeiverhöre bei, sondern auch die Bespitzelung durch zivile Heimangestellte und angeworbene Mitinsassen. Zusätzlich sammeln als Einwanderer getarnte Inoffizielle Mitarbeiter (IM) Informationen über die Heimbewohner.

Ansonsten bleibt der Grundsatz, der, der uns den Rücken gekehrt hat, der soll auch bleiben, wo er ist (...). Wenn er keine Bedeutung für uns hat. Denn zurückkommen wollen ‘ne ganze Menge miese Säcke.

Die endgültige Entscheidung über Aufnahme oder „Rückschleusung“ fällt das MfS. Aber auch nach ihrer Aufnahme in die DDR werden viele Übersiedler und Rückkehrer über Jahre in ihrem beruflichen und privaten Umfeld überwacht.

DER NUTZEN DER WEST-OST-MIGRATION FÜR DIE STASI

Das MfS versucht über die Einreisewilligen Informationen über die Bundesrepublik und Lücken in der eigenen Grenzsicherung zu erlangen. Grundlage der Verhöre bilden spezialisierte Fragebögen. Ehemalige Angehörige der Bundeswehr und Menschen, die zuvor illegal die DDR verlassen haben, stehen deshalb im Fokus. Die Stasi sammelt auf diese Weise Wissen über Fluchtwege aus der DDR, aber auch über militärische Objekte, Flugplätze und Forschungsprogramme. Über Rückkehrer, die ein Aufnahmeverfahren in der Bundesrepublik durchlaufen haben und dabei in Kontakt mit dem Bundesnachrichtendienst (BND) gekommen sind, erhofft sich das MfS Informationen über die Arbeitsweise des BND.

Einige Einwanderer lassen sich als Inoffizielle Mitarbeiter (IM) anwerben – manche von ihnen handeln aus Überzeugung, andere haben finanzielle Gründe oder werden vom MfS unter Druck gesetzt. Die Stasi wählt zudem Übersiedler aus, die über ihr Leben im Westen, ihre vermeintliche oder tatsächliche Notlage öffentlich berichten sollen. Ausreisewillige DDR-Bürger sollen dadurch abgeschreckt und das Ansehen der DDR verbessert werden.